Geschichte zum Erleben

Neue Beschilderung gibt historischen Gebäuden ihren Wert wieder

(Odenwälder Bote vom Di., 01. April 2025)

(dor) Einheitlich gestaltete Info-Tafeln, angebracht an sozial- oder kulturhistorisch interessanten Gebäuden, gibt es immer häufiger in Groß-Umstadt mit seinen Stadtteilen zu entdecken. Finanziert wurden die neuesten 40 Tafeln für das Projekt „Beschilderung von historischen Gebäuden“ mit Landesmitteln im Rahmen des Regionalbudgets 2024. Mit einer Zuwendung von insgesamt 6530 Euro wurden die Herstellung, grafische Umsetzung und Montage von 40 Beschilderungstafeln gefördert. Die neuen Tafeln befinden sich in der Kernstadt (7) sowie in den fünf Ortsteilen Heubach (6), Klein-Umstadt (4), Raibach (5), Semd (11) und Kleestadt (7).

Es sei ein geschichts- und identitätsbildendes Projekt, sagte für das Regionalmanagement Isabell Kerschke von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Darmstadt-Dieburg bei der offiziellen Einweihung in Kleestadt. Und ohne den Einsatz vieler Menschen in den Stadtteilen gar nicht möglich gewesen. Allein das Ganze zusammenzutragen, Informationen zu beschaffen, Bilder zu besorgen, dazu gehöre einiges. „Erst durch das Engagement der Menschen hier in der Region entstehen solche tollen Projekte, darauf sind wir sehr stolz.“ „Diese Schilder laden dazu ein, inne zu halten, zu schauen und die Geschichte zu entdecken, die in unseren Mauern steckt“, sagte Kleestadts Ortsvorsteherin Marina Glorius, in deren Stadtteil sich zur Vorstellung der Schilder viele Gäste aus anderen Ortsteilen eingefunden hatten. Man könne diese in aller Ruhe erkunden und sich inspirieren lassen. So gibt es beispielsweise an einem Kleestädter Häuschen Informationen über die dort früher ansässige Milchsammelstelle. Beim Vorbeilaufen würde man nicht vermuten, dass dort einmal etwas Besonderes war. Die neue Tafel verleiht dem unscheinbaren Gebäude Bedeutung. Marina Glorius sieht darin „einen wertvollen Beitrag zur Förderung des kulturellen Erbes unserer Region“,

Jeder Ort hat besondere Ecken, die es zuerkunden gilt. Anhand vieler Informationen erfährt man, was und wie dort einst gelebt wurde. In Heubach zum Beispiel wird die Reformierte Kirche vorgestellt, wo auf der entsprechenden Tafel Bilder dazu einladen, hineinzugehen. Im Stadtteil Raibach lernt man unter anderem das „Backes“ kennen, mit Informationen zum Gebäude des früheren Backhauses. Oder etwa Semd, wo eine Tafel über das ehemalige Gasthaus Krone einen Eindruck davon vermittelt, wie Dorfleben früher gestaltet wurde. Und auch mal Amüsantes dazu, nämlich eine legendäre Schlägerei aus dem Jahr 1900 beschrieben wird. In der Kernstadt warten bei der einstigen Schneiderei Staab in der Frankenstraße Detailinformationen über den besonderen Giebel des Gebäudes. Das Schild an der in den Weinbergen gelegenen Wendelinuskapelle in Klein-Umstadt weist auf deren ursprüngliches Aussehen hin.

Vielfältig sind die 40 Tafeln, vom äußeren Erscheinungsbild gleich, jedoch individuell in den Stadtteilen gestaltet und die Unterschiede widerspiegelnd. Eben dies hält Bürgermeister Rene Kirch für sehr wichtig, sei es doch genau diese Vielfalt, die in Groß-Umstadt durch die einzelnen Stadtteile auch gelebt werde. Auch er freut sich über das große ehrenamtliche Engagement, das in den Stadtteilen an den Tag gelegt wurde.

„Unsere Ortsteile haben so viel Besonderes zu bieten“, hob er hervor. Gerade in ihrer Eigenständigkeit bis Mitte der Siebziger Jahre hätte sich ein Dorf- und Gemeindeleben entwickelt, welches sich heute noch an Gebäuden ausdrücke. Nicht nur die jüngere Generation könne diese nicht mehr zuordnen, sondern gerade auch die Besucherinnen und Besucher. Mit den Tafeln gebe man diesen historischen Gebäuden ihren Wert wieder, sowohl im Ansehen als auch in der Erklärung der Bedeutung.

Dies sei jedoch keine Aktion der Stadtverwaltung, betonte der Bürgermeister. Vielmehr hätten Ehrenamtliche in den Orten dazu beigetragen, dass diese Tafeln zustande gekommen seien. Nachdem erst einmal Gebäude ausgesucht worden waren, musste der Inhalt recherchiert werden, die Grafiken gestaltet, die Bilder erstellt. „Hier steckt“, so Kirch, „das unbezahlbare Ehrenamt dahinter“.

Anmerkung:

Die Semder Tafeln befinden sich:

„de Bayrisch“ – später „de Amoann-Schneirer“ – Ernst-Reuter-Str. 11

„Halbdigg“ – Heinrichstr. 1

die „Harmonie“ – Grafenstr. 10

„es Kaffee“ – Groß-Umstädter Str. 4

„die Kirche“ – Glockengasse 2

„die Kron“ – Glockengasse 1

„de Ochsestall“ – Hügelstr. 2

„die Post“ – Otzbergstr. 19

„es Roodes“ – Grafenstr. 11

„de Schoffmetzjer“ – Grafenstr. 3

„die Schul im Egg“ – Groß-Umstädter Str. 30