Die Eingemeindunng nach Groß–Umstadt

Wie Semd ein Teil Groß-Umstadts wurde

Schlagzeilen um die letzte Semder Bürgermeisterwahl

von Dieter Ohl

Übersichtskarte über das Gebiet der Großgemeinde Groß­-Umstadt mit den Gemarkungen der Stadtteile.

In den Jahren 1972 bis 1977 gab es in Hessen eine große Verwaltungs- und Gebietsreform. Die Gebietsreform hatte das Ziel mittels größerer Verwaltungseinheiten leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. So gab es 1969 in Hessen 2.642 Gemeinden, die nach dieser Reform auf ca. 500 verringert wurde.

Nach den Vorstellungen der Hessischen Landesregierung sollten sich die einzelnen Gemeinden bis Ende 1976 freiwillig zusammen schließen. Sollte dies nicht umgesetzt werden, drohte zum 1. Januar 1977 die „Zwangseingliederung“.

In den Jahren von 1972 bis 1976 wurde dieses Thema auch in der Semder Gemeindevertretung lebhaft diskutiert. Ein freiwilliges Zusammengehen mit Groß-Umstadt oder auch Groß-Zimmern (es gab eine Beteiligung an der Albert-Schweize Schule) scheiterte jedoch an unterschiedlichen Vorstellungen, so dass sich Semd schließlich der ehem. Kreisstadt Dieburg zuwandte.

Alle Semder Gemeindevertreter reisten schließlich 1975 nach Dieburg zur entscheidenden Sitzung des Dieburger Stadtparlaments. Doch dann gab es die herbe Enttäuschung. Die CDU-Mehrheit im Dieburger Parlament lehnte den freiwilligen Zusammenschluss ab, weil man offenbar die vielen SPD-Stimmen der Semder fürchtete.

Ganz Semd war auf den Beinen, um dem frisch gewählten Bürgermeister den „Maibaum“ zu stellen.

Den Semdern war somit Anfang 1976 klar, dass es zum 1. Januar 1977 zu einem Zusammengehen mit Groß-Umstadt kommen würde. Während andere Stadtteile wie Richen, Heubach, Kleestadt und Klein-Umstadt, die ebenfalls eingegliedert werden sollten, gewählte Bürgermeister hatten, deren Amtszeit über diesen Zeitpunkt hinausgingen, lief die 15jährige Amtszeit des Semder Bürgermeisters Adam Georg wegen Erreichung der Altersgrenze Ende Februar 1976 ab. Die Semder befürchteten erhebliche Nachteile gegenüber den anderen und entschlossen sich deshalb am 23. Februar 1976 einen neuen Bürgermeister zu wählen. Malermeister Georg Heinrich Müller wurde schließlich mit großer Mehrheit gewählt.

Durch diese Bürgermeisterwahl für die restliche Zeit bis zur Eingemeindung geriet Semd in die Schlagzeilen der überörtlichen Presse. Von einem Semder „Schildbürgerstreich“ sprachen die einen; andere rechtfertigten das Vorgehen mit „legitimer Notwendigkeit“. Selbst die Kommunalaufsichtsbehörden wurden eingeschaltet, doch an der rechtlichen Zulässigkeit der Semder Wahl gab es keinen Zweifel. Nach der Eingemeindung wurde Georg Heinrich Müller auch der erste Semder Ortsvorsteher. Willi Diehl löste ihn 1982 ab. Seit 2001 wird das Amt von Dieter Ohl ausgeübt.

Der neugewählte Bürgermeister Georg Heinrich Müller (Bildmitte) bei seiner Ansprache.

Die Entwicklung des Stadtteils Semd wurde auch durch die Eingemeindung nicht gebremst. So entstanden u.a. neue Baugebiete, eine Mehrzweckhalle und ein moderner Kindergartenbau. Gleichzeitig bewahrten die Semder ihre viel beachteten Eigenarten, die Ihnen auch den Namen „gallisches Dorf“ einbrachten und so soll es auch bleiben.

Die Semder „Schule im Grünen“ mit dem neu gebauten Kindergarten.

Die damaligen Schlagzeilen