Semmer zeigten was sie haben"

- Infrastruktur, Vereinsangebote und ehrenamtliches Engagement -

von Dieter Ohl

Semd hat sich an dem Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ beteiligt und kürzlich einer Jury die vorhandene Infrastruktur, die Vereinsangebote und das ehrenamtliche Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger vorgestellt.

Die Jurymitglieder aus den südhessischen Kreisverwaltungen wurden schon am ev. Gemeindehaus staatsmännisch begrüßt. Die Semmer Fahne, ein roter Teppich, die Nationalhymne „In Semm bin ich dahoam“ sowie Hinweise auf die „Semmer Stoarn“ und die „lang Benk“ in Kleinformat sorgten für einen stimmungsvollen Empfang. Danach begann Ortsvorsteher Dieter Ohl den Stadtteil in allgemeiner Form mit seinen geographischen Vorteilen und Naturräumen vorzustellen.

Stefan Georg von Kirchenvorstand schloss sich an und stellte zunächst die vielfältigen Aktivitäten vor, die im Gemeindehaus angeboten werden. Dies reicht von der Arbeit der Frauenhilfe über Besuchsdienst, Mittagstisch, Sonntagskaffee, Singkreis, Spiele- und Seniorennachmittage usw. bis zur Kinderkirche. Zu Weihnachten gelang es im letzten Jahr zudem die Weihnachtsgeschichte in Mundart aufzuführen. Auch machte Georg auf „Luthers Kneipe“ aufmerksam, eine erfolgreiche Veranstaltung, die seit Jahren zum Reformationstag in der Semmer Kirche stattfindet.

Verhältnismäßig neu ist die Initiative bzw. der Verein „Semmer Dorfleben“. Swantje Müller konnte schon erste Erfolge vorweisen. Hierzu gehören u.a. der „Ostermarkt, neues Spielzeug für den Kinderspielplatz, ein Halloweenfest, ein Bücherschrank und ein Weihnachtsmarkt. Ziel des Vereins ist es, so Müller, die Dorfgemeinschaft zu stärken und Treffpunkte für jung und alt zu schaffen. Insofern sei man beispielsweise dabei zusammen mit der Grundschule Vorlesetage einzurichten.

Danach erläuterten Mitarbeiterinnen des privaten Kindergartens „Heinzelmännchen“, der im Gemeindehaus untergebracht ist, ihr nicht alltägliches Betreuungskonzept, das schon seit vielen Jahren mit Erfolg umgesetzt wird. Im Anschluss machte Andreas Mohrhard von der Sängervereinigung auf die lange Tradition des ältesten Semder Vereins (160-jähriges Jubiläum) aufmerksam. Konzerte und Auftritte gemeinsam mit anderen Gesangsvereinen stehen seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Vereinsaktivitäten.

Ortsvorsteher Ohl startete dann den Ortsrundgang. Über das Friedhofsgelände, vorbei am wohl ältesten Fitnessstudio (Barth 1982) im Kreisgebiet und dem Neubaugebiet mit seinem Vorrang für Familien, ging es zur Grundschule im Grünen und zum städtischen Kindergarten. Auch dort hatten Kindergärtnerin Tanja Sahm und Grundschulleiterin Natascha Fecher-Blochet einen roten Teppich ausgerollt. Tanja Sahm informierte in gekonnter Form über die pädagogischen Konzepte der beiden Einrichtungen, die Zusammenarbeit sowie die derzeitige und künftige Bedarfssituation. Bunte Pfeile an den Gebäuden und Wegen wiesen zudem auf die Strukturen hin. Danach ging es durch die überregional bekannte Staudengärtnerei Eidmann, wobei Thomas Eidmann mit einigen Worten den Betrieb vorstellte.

Angekommen am örtlichen Bankautomaten gab es eine kurze Rast, die Ohl zur Vorstellung der noch vorhandenen Semder Nahversorger nutzte. Hierzu zählen die Zweigstelle der Bäckerei Friedrich, sowie die beiden landwirtschaftlichen Direktvermarkter Mauß und Auenhof sowie Milchanbieter Mayer.

Karlheinz Müller berichtete zudem über die Bemühungen der Semder Bürger GmbH den örtlichen Einkaufsmarkt zu erhalten. Mit dem Modell Markt – Sparkassenfiliale – Wohnen in einem Gebäude fühlte man sich gut aufgestellt. Doch zog dann die Sparkasse aus und der Markt hatte immer mehr mit dem Einkaufsverhalten der Bürger zu kämpfen. Schließlich lies sich der Markt nicht mehr wirtschaftlich betreiben und man musste aufgeben. Die räumliche Nähe zu den großen Märkten der Nachbarn sei wohl ein nicht zu lösendes Problem, so Müllers Resümee.

Vorbei am neuen öffentlichen Bücherschrank der Initiative Semmer Dorfleben und nach einigen Infos vom Ortsvorsteher zu den Semder ÖPNV-Angeboten, ging es in die Glockengasse mit ihren historischen Gebäuden. Am Beispiel einer zu Wohnzwecken umgebauten Scheune konnte Ohl die Vorteile des innerörtlichen Scheunenbebauungsplanes aufzeigen, der zu insgesamt 26 neuen Bauwerken bzw. Anbauten führte. Diese wohl vorbildliche Verdichtung war eine gute Begründung für ein neues Baugebiet, so der Ortsvorsteher.

Am Feuerwehrplatz präsentierte dann Karlheinz Müller, der Heimatvereinsvorsitzende, die vielfältigen Vereinsaktivitäten. Im Mittelpunkt stehe die Semmer Kerb, die seit Jahren vom jungen K-Team organisiert wird. Ortsrundgänge zu historischen Themen z. B. Gaststätten und Neubürger-taufen sowie auch Radtouren (entlang der Semme) gehören zum Vereinsprogramm. Erstmals will der Verein zur Weihnachtszeit einen lebendigen Adventskalender veranstalten, so Müller abschließend.

Mit einer kleinen Collage aus Bildern von früher und heute stellte sich schließlich am Feuerwehrplatz der Feuerwehrverein vor, der in diesem Jahr auf eine 120jähriges Jubiläum zurückblicken kann. Vorsitzender Pascal Hoffmann und die Jugendwartin Catarina Oliveira erläuterten die Erfolge der Feuerwehrmannschaften, die Feste sowie die Nachwuchsarbeit. Seit drei Jahren gibt es nun die Löschdrachen, die als Einstieg ins Feuerwehrleben von großer Bedeutung sind. Die für Naturschutz zuständige Juryvertreterin nutzte eine kurze Pause, um sich eine privat umgestaltete Grünfläche sowie den angrenzenden Hundeübungsplatz im Niederend anzusehen.

Auf einer Tafel vorm Schützenhaus informierte der Ortsvorsteher dann über die Arbeitsweise des Ortsbeirates. Gemeinsam mit Spendern, Gartenbauberufsschülern und örtlichen Handwerkern gelang es z.B. die ehem. Grünfläche vorm Schützenhaus umzugestalten, so dass hier erhebliche Steuergelder eingespart werden konnte. Der örtliche Vereinsring wiederum veranstaltete vor einigen Jahren nicht nur die 700-Jahrfeier, sondern kümmert sich gemeinsam mit einer „Benkergruppe“ um die überregional bekannte Semmer „lange Benk“. Diese musste in diesem Jahr nach ca. 20 Jahren allerdings saniert werden.

Walter Markert vom Schützenverein Hubertus berichtete danach von der Umgestaltung eines ehem. Faselstalles zum heutigen beliebten Schützenhaus. Dieser Umbau erfolgte in Eigenregie. Nach dem Wegfall der letzten Semder Kneipe entwickelte sich das Schützenhaus mit seiner Außenbewirtung zu einem Treffpunkt der Semmer.

Nach einer kurzen Fahrt mit dem Feuerwehrfahrzeug ging es zur letzten Station des Rundganges am Sportgelände. Stefan Simonis vom Ski- und Tennisclub konnte von einem erfreulich positiven Trend bei der Jugendarbeit berichten. Die Zahl der Jugendlichen, die in verschiedenen Mannschaften aktiv sind, sei gestiegen. Auch beteilige man sich aktiv mit einem Weinstand am Winzerfest.

Dem Vorsitzenden des größten Semder Vereins, dem Turnverein 1890, Ulrich Bock gelang es schließlich in kurzer Zeit die Säulen der Vereinsarbeit aufzuzeigen. Die Abteilungen Fußball, Gymnastik, Turnen und Fastnacht seien hier besonders aktiv. Etwa 270 Kinder und Jugendliche zählt derzeit der Verein. Gerade die neu entstandenen Fußballfrauen- und -mädchenmannschaften seien zu einem wichtigen Faktor geworden und würden das Vereinsleben bereichern. Die Jury konnte anhand einiger Bilder zudem erkennen, dass der TV seit Jahrzehnten als Veranstalter großer Musikveranstaltungen (u.a. Mallorca Beachpartys, Hansi Hinterseer, Hader Lumpen usw.) überregional bekannt ist.

Im Abschlussgespräch mit der Jury machte Ortsvorsteher Ohl deutlich, dass die zweistündige Darstellung der Ortsaktivitäten und Infrastruktur für Semd deutlich zu kurz sei. Vieles hätte man leider nicht vortragen können. Er bedankte sich für den Besuch und regte an das Bewertungssystem zu überarbeiten.